Streifzug durch die Geschichte des brasilianischen Films aus Bahia, Teil 2

Pátio – Experimentalfilm von Glauber Rocha, schwarzweiß, 16 mm, 13 min

Die Titel laufen auf einem schwarz-weiß-Muster, dass an ein Schachbrett erinnert. Aus einem Sirenenton entwickelt sich konkrete Musik, die sich im verlauf des Films mit stummen Einstellungen abwechselt. Ein Hof, mit schwarz-weißen Bodenfliesen ausgelegt. Ein Spielbrett – ein Paar. Der Ozean liegt tief unter ihnen, Bananenpflanzen auf dem steilen Hang, auf der anderen Seite eine Mauer – letztendlich eine Treppe.

Ein Spiel von Nähe und Distanz, Enge und Ferne. Aufgenommen in zum Teil extremen Einstellungen. Der Hof repräsentiert einen Ort der Erinnerungen als auch der Gefühle. Die Frau und der Mann sind Menschen und Figuren gleichermaßen, menschlich und abstrakt, sie träumen, reagieren und agieren gleichermaßen. Gesten ersetzen den gesprochenen Dialog.  Die Montage verdichtet die Einstellungen zu visuellen Zeichen. Hans Richters ‚Vormittagsspuk’ und Sergej Eisensteins dialektische Montage münden in eine poetische Phantasie über ein Paar in der Mittagsstunde.

Dies war die erste Regiearbeit von Glauber Rocha. ‚Pátio‘ wurde als brasilianischer Kunst-Avantgarde-Film wahrgenommen, der für die Herausbildung des Cinema Novo einen wichtigen Beitrag leistete und im Kontext der Bewegung des Tropicalismo zu verstehen ist. Mit dieser radikal poetischen Gestaltung wollte Rocha ein ästhetisches als politisches Zeichen setzen.

Buch und Regie: Glauber Rocha / Produktion: Luiz Paulino dos Santos und Glauber Rocha

Kamera: José Ribamar de Almeida und Luiz Paulino dos Santos / Montage: Souza Junior

Darsteller: Sólon Barreto und Helena Ignez

Text:  Kerstin Stutterheim


 
 
 

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